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Testbericht

AKASO Brave 8 – Actioncam auf Heldenjagd

Wer auch immer heute eine neue Actioncam auf den Markt bringt, muss sich mit dem Marktführer vergleichen lassen. Und ich spoilere schon mal… Die AKASO Brave 8 hält sich tapfer und mutig gegen den Helden 😉 Doch dazu später mehr.

Lieferumfang

AKASO Brave 8
Mit diesem Setup war ich die letzten Wochen unterwegs…

Die AKASO Brave 8 kommt in einem schicken schwarzen Karton daher, der die Actioncam direkt in einer transparenten Hülle präsentiert. Der Lieferumfang begeistert. Der Hersteller legt eine nahezu unglaubliche Menge an Zubehör bei.

Die Actioncam selbst aus ihrer Plastikhalterung zu befreien, kommt zunächst einmal einem Kraftakt gleich, denn diese sitzt bombenfest. Dabei ist die Kamera in einer Schutzhülle platziert, die für zusätzlichen Schutz vor Stößen und Kratzern sorgt.

AKASO Brave 8 Actioncam
AKASO Brave 8 Actioncam

Dazu gesellt sich eine riesige Auswahl an zusätzlichen Bauteilen, darunter ganze sieben verschiedene Befestigungsmöglichkeiten, eine Lenkradhalterung für Zweiräder und Quads, Helmbefestigungen, Arm- und Handgelenksbänder, Halteseile, ein Mikrofaser-Reinigungstuch, eine Fernbedienung, ein Ladekabel (USB-C auf USB-A), eine kleine Ladestation, die gleich zwei Akkus aufnehmen kann, die erstaunlicherweise sogar beiliegen. Chapeau, so muss ein Lieferumfang aussehen. Hier bleiben keine Wünsche offen.

Design

Das Design der AKASO Brave 8 orientiert sich stark am Wettbewerb, namentlich an der GoPro Hero 10. Ein zwei Zoll großer Touchscreen nimmt nahezu die komplette Rückseite der Actioncam ein, die insgesamt auf eine Größe von 63 mm x 45 mm x 36,5 mm kommt. Ein zweiter, 1,22 Zoll großer Bildschirm findet sich links an der Vorderseite der Actioncam. Rechts daneben sitzt das Objektiv, das sich aus insgesamt neun Linsen und einem 1/2 Zoll CMOS-Sensor zusammensetzt.

AKASO Brave 8 Actioncam
AKASO Brave 8 Actioncam

An der Oberseite sitzen zwei Knöpfe zum Ein- und Ausschalten von Kamera und Display, sowie ein Auslöserknopf. Der Akkudeckel ist auf der Unterseite der Kamera zu finden, während der Deckel für den Schacht der microSD-Karte und der USB-C-Anschluss an der linken Seite zu finden ist. Rechts befindet sich der „M“-Knopf, mit dem man auf das Menü der Actioncam zugreifen kann.

Gewinde für Stative oder andere Anschlussmöglichkeiten sucht man leider vergeblich. Diese sind lediglich im Schutzrahmen zu finden. Die Kamera selbst ist bereits bis zu einer Tiefe von 10 Metern wasserdicht (IPX8), sowie vor Staub geschützt. In Kombination mit der Schutzhülle lässt sich die Brave 8 auch beim Tauchen verwenden, denn so steigt die Wasserdichtigkeit auf bis zu 60 Meter.

Verarbeitung

AKASO Brave 8 Actioncam
AKASO Brave 8 Actioncam

Bei der Verarbeitung der AKASO Brave 8 gibt es kaum etwas zu beanstanden. Die Kamera hinterlässt haptisch einen sehr guten Eindruck und liegt mit ihrer kompakten Größe gut in der Hand. Dank der geriffelten Oberfläche rutscht die Cam auch im Outdoor-Einsatz nicht sehr leicht aus der Hand.

AKASO Brave 8 Actioncam
AKASO Brave 8 Actioncam

Kritisieren muss ich allerdings den Einschub für die microSD-Karte. Das Speicherkärtchen verschwindet so weit im Gehäuse, dass man es ohne Zuhilfenahme eines spitzen Gegenstandes kaum herausbekommt. Die Abdeckungen für das microSD- und Akku-Fach sind leider ziemlich schwergängig, aber gerade noch brauchbar.

Bedienung

AKASO Brave 8
AKASO Brave 8

Bedient wird die Brave 8 natürlich vorwiegend mithilfe des rückseitigen Touchscreens, mit dem zwischen Video- und Foto-Modi gewechselt oder die Auflösung sowie Bildrate festgelegt werden kann. Hält man die Menü-Taste drei Sekunden lang gedrückt, wechselt die Anzeige zum frontseitig verbauten Bildschirm, was Selfie-Aufnahmen spürbar erleichtert. Dieser bietet allerdings keine Touch-Funktionalität und reagiert entsprechend nicht auf Berührungen.

Auch die Auflösung des Front-Displays fällt überschaubar aus. Um sich selbst ins rechte Licht zu rücken ist die Qualität allerdings völlig ausreichend. Für mehr eignet sich das vordere Display allerdings nicht. Die Touch-Steuerung des rückseitigen Bildschirms funktioniert tadellos.

Etwas mehr Funktionalität hätte ich mir bei der Menüführung allerdings schon gewünscht, denn hier kann lediglich zwischen den Aufnahmemodi gewechselt, sowie in das Bild hineingezoomt werden. Außerdem kann bei Fotos zwischen voller Auflösung und einem kleinerem 12-Megapixel-Bild gewechselt werden.

Das Menü reagiert leider ziemlich langsam, während die Feineinstellungen für Weißabgleich, ISO-Wert und vieles mehr etwas versteckt zu erreichen sind, indem man vom unteren Bildschirmrand nach oben wischt. Das wird allerdings in der halbseitigen Schnellstartanleitung gar nicht erst erklärt, weshalb ich diese Funktion erst nach dem Download der vollständigen Anleitung auf der Homepage des Herstellers entdeckt habe. Benutzerfreundlich ist das nicht.

In Action

AKASO Brave 8
AKASO Brave 8

Gut gelungen ist jedoch die Sprachsteuerung. Mit Befehlen wie „Akaso Take Photo“ weist man die Actioncam dazu an, ein Foto aufzunehmen. Das ist durchaus praktisch, wenn man gerade keine Hand frei hat und funktioniert in der Praxis gut. Allerdings dauert es auch hier ein paar Sekunden, bis die Kamera das Kommando ausführt. Für einen schnellen Schnappschuss ist das eher ungeeignet.

Unpraktisch gelöst ist außerdem die Schutzhülle. Sie ist die einzige Möglichkeit, die Brave 8 mit einer Halterung zu befestigen und verdeckt dabei das Fach für microSD-Karte und den USB-C-Anschluss gerade so weiß, dass sich dieses nicht mehr öffnen lässt. Somit lässt sich weder die Speicherkarte entnehmen noch der Akku aufladen, wenn die Kamera in der Schutzhülle steckt. Das ist insbesondere dann ärgerlich, wenn man die Laufzeit Kamera mit einer Powerbank Borsten will, während man z.B. eine Radtour macht oder mit dem Kayak unterwegs ist.

Hinsichtlich der Bild- und Videoformate lässt die Brave 8 allerdings kaum Wünsche offen. Videos können maximal in 4K mit 60 FPS aufgenommen werden. Außerdem sind Super-Slo-Mo-Videos mit 16-facher Verlangsamung oder Time-Lapse (Zeitraffer) Videos im 8K-Format möglich. Fotos nimmt die Action-Cam mit 48 Megapixeln auf, was detaillierte Fotos verspricht – doch dazu später mehr.

Die App

Für Ärger sorgt die Begleit-App Akaso Go, die auf iOS und Android kostenlos zum Download bereitsteht. Das beginnt gleich mit dem Registrierungszwang, denn wer kein Konto innerhalb der App anlegt, kann sie und die damit einhergehenden, umfangreichen Funktionen gar nicht erst nutzen.

Ein weiteres Problem besteht in der Kommunikation zwischen App und Kamera. Während beim ersten Start die Akaso Brave 8 von der App sofort erkannt und ein Firmware-Update vorgeschlagen wurde, mutierte es immer wieder zu einem wahren Glücksspiel, ob die App die wenige Zentimeter daneben liegende Kamera überhaupt findet. Den genauen Grund dafür konnte ich auch nach ausführlichem Debugging nicht finden, zumal das Problem sowohl auf iOS als auch auf Android auftritt.

Denkbar wäre, dass es an der WLAN-Verbindung liegt, denn die App benötigt eine aktive Internetverbindung, muss sich aber über ein Kamera-internes WLAN mit der Cam verbinden, statt über Bluetooth oder ähnliches. Wenn die Kommunikation dann mal klappen sollte, erweitert sie den Funktionsumfang der Kamera spürbar und ermöglicht eine komfortable Feineinstellung des Bildes oder Streaming direkt von der eingesetzten microSD-Karte.

Foto-Qualität

Nach all dem Ärger über die App hier ein Blick auf die Bildqualität der Akaso Brave 8, die laut AKASO deutlich verbessert wurde. Bei sehr guten Lichtverhältnissen liefert die Kamera eine wirklich überzeugende Bildqualität ab!

Im direkten Vergleich mit der GoPro HERO 10 Black, die ich mir für diesen Test von einem Freund ausgeliehen hatte, zieht die immerhin rund 200 Euro günstigere Akaso Brave 8 leider in allen Belangen den Kürzeren und das sogar ziemlich deutlich. Schärfe, Farben, Detailgrad und Stabilisierung können nicht mit dem Konkurrenten mithalten und auch die mittlerweile ähnlich teure GoPro HERO 8 liefert hier noch etwas bessere Ergebnisse ab.

Die Qualität der Standbild-Aufnahmen geht angesichts des 48-Megapixel-Sensors absolut in Ordnung. Bei sehr guten Lichtverhältnissen können die Bilder im Außeneinsatz durchaus überzeugen.

Im Vergleich mit einer aktuellen Smartphone-Kamera oder einer echten Linse mangelt es den Fotos aus der Brave 8 aber an Kontrasten, Schärfe und Farben. Die Fotoqualität ist also für den einen oder anderen Schnappschuss ausreichend, mehr allerdings nicht.

Video-Qualität

AKASO Brave 8
AKASO Brave 8

Fairerweise muss man sagen, dass eine Actioncam für Videos gedacht ist. Entsprechend war ich eher auf diesen Bereich gespannt. Im normalen Modus wirken die Farben im ausgewaschen und lassen eine gewisse Brillanz vermissen – gerade im Vergleich zur GoPro-Konkurrenz. Ein Wechsel auf den „Vivid“-Farbmodus schafft hier allerdings sofort spürbar Abhilfe.

Videos, die mit der Brave 8 aufgenommen wurden, setzen auf eine warme Farbgebung und überzeugen durch gute Kontraste samt hervorragendem Detailgrad. Das gilt allerdings einmal mehr für gute Lichtverhältnisse, denn im Low-Light-Bereich hat die Kamera mit Problemen zu kämpfen. Vor allem das starke Bildrauschen stört bei wenig Licht das Gesamtbild.

Stimmen die Lichtverhältnisse hingegen, liefert die Brave 8 im Videobereich ein wirklich gutes Ergebnis ab, das sich nicht vor der Konkurrenz verstecken muss. Vor allem die Bildstabilisierung konnte mich wirklich überzeugen. Hier stehen mit „Normal“ und „SuperSmooth“ zwei Modi zur Wahl. Allerdings erfolgt nur die normale Stabilisierung direkt in der Kamera. Bei SuperSmooth erfolgt die Stabilisierung innerhalb der Akaso Go-App, die dafür erst einmal zuverlässig laufen muss.

Sehr gute Bildstabilisierung

Allerdings kann bereits die normale Bildstabilisierung vollständig überzeugen und muss sich nicht hinter den Platzhirschen im Bereich der Actioncams verstecken. Hinsichtlich der Farben, Umgebungsdetails und der allgemeinen Schärfe liegt die AKASO Brave 8 leider noch etwas hinter der Konkurrenz zurück, die dafür jedoch auch mit einem deutlich höheren Preis aufwartet.

Gerade bei Aufnahmen am frühen Morgen oder abends, wenn viele Kontraste ins Spiel kommen, schwächelt die Brave 8 ein wenig und lässt viele Umgebungsdetails zu einem Bildmatsch verkommen. Im Detail fällt zudem auf, dass die Bildschärfe nur in der Mitte vollends überzeugen kann, zu den Rändern hin allerdings etwas nachlässt.

Schwaches Mikrofon

Kaum zu gebrauchen ist hingegen das eingebaute Mikrofon. Sowohl hinsichtlich der Lautstärke als auch der Tonqualität erzielt man in der Praxis leider kaum brauchbare Resultate. Man sollte also unbedingt auf ein externes Mikrofon zurückgreifen.

Akku

Hinsichtlich der Akkukapazität legt die Brave 8 deutlich zu. Jeweils 1.550 mAh liefern die beiden Zellen, die der Hersteller dem Paket beilegt. Beim Vorgänger waren es noch 1.350 mAh. Sonderlich verbessert hat dies die Akkulaufzeit wohl nicht. Noch immer kommt man auf rund 90 Minuten bei 4K-Aufnahmen im H265-Format, ebenso bei FullHD-Videos mit 60 FPS. Bei Zeitraffer-Videos kommt man immerhin auf rund 130 Minuten.

Wirklich zuverlässig arbeitet die Akkustandsanzeige leider nicht. Im Rahmen meines Tests sprang der Status mal um mehrere Prozent nach unten und liegt nach einem erneuten Anschalten der Kamera wieder weit über dem zuvor angezeigten Wert. Ob es sich dabei um einen Software-Bug handelt, ist unklar.

Fazit

AKASO Brave 8 Actioncam
AKASO Brave 8 Actioncam

Handelt es sich bei der AKASO Brave 8 um eine, gemessen am Preis, empfehlenswerte Actioncam? Auf diese Frage muss ich leider mit einem klaren „Jein“ antworten. Im Hinblick auf den Preis von rund 300 Euro bietet die AKASO zu wenig. Verarbeitung und Design liegen auf einem wirklich guten Niveau und der Lieferumfang ist gigantisch. Allerdings schwächelt die Kamera gerade bei wenig Licht deutlich und liegt dabei konstant hinter der (allerdings deutlich teureren) Konkurrenz zurück.

Die Bedienung ist wenig intuitiv und die hohe Latenz macht nicht gerade viel Spaß. Gleichzeitig ist die Begleit-App samt Registrierungszwang und Konnektivitätsproblemen, sowie etlicher Bugs (selbst bei aktuellster Firmware) eine Zumutung.

Positiv hervorzuheben ist vor allem die Videoqualität, die im 4K-Bereich und bei entsprechend guten Lichtverhältnissen wirklich sehr gut ausfällt. Besonders im Vivid-Farbmodus und mit hinzugeschalteter Bildstabilisierung können Videos in 4K mit 30 FPS absolut überzeugen. Doch auch hier liefert die Konkurrenz aus dem Hause GoPro nochmal bessere Ergebnisse ab. Fotos aus der AKASO Brave 8 sind auf der anderen Seite nicht zu gebrauchen, was mir persönlich egal ist.

Jedem, dem es auf eine gute, stabilisierte Videoqualität ankommt, der brauchbares Zubehör zur Befestigung braucht und nicht zu tief in die Tasche greifen möchte, kann ich die AKASO Brave 8 Actioncam tatsächlich guten Gewissens empfehlen und darüber freue ich mich sehr, denn nur Konkurrenz zum Platzhirschen GoPro wird in diesem Segment die Produkte verbessern, damit den Markt beleben und so bezahlbare Technik auf denselben bringen.