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Apple Event „Far Out“

Ist Apple wirklich so „weit voraus“?

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Tim Cook begrüßte die Zuschauer nach einer astronomisch anmutenden Intro-Animation zum aufgezeichneten Apple Event auf dem Apple Campus, dem Hauptquartier der Weltfirma in Cupertino/CA (USA). Nach dem eher spektakulären Intro passierte allerdings fast nichts Spektakuläres mehr. Gleich zu Beginn Nennt er die Produkte, um die es geht, nämlich das iPhone, die Apple Watch und die AirPods. Nichts, was nicht im Vorfeld klar gewesen wäre, kein neues iPad, keine Apple Brille oder sonst etwas bahnbrechend Neues. Und leider auch am Ende kein „One more thing“, soviel sei schonmal vorweg genommen… So weit, so konservativ. Doch was genau wurde vorgestellt und was daran ist so „weit voraus“?

Apple Watch

Zunächst wurde die Apple Watch Series 8 vorgestellt, die mit ein paar neuen Features ausgestattet ist, in neuen Farben kommt und neue Armbänder mitbringt. Wirklich neu sind:

  • Temperatursensor (bzw. zwei, einer unterm Display für die Außentemperatur und einer auf der Rückseite für die Hauttemperatur) und damit verbunden die Perioden-, Zyklus- und Ovulations-Überwachung für die Frau.
  • Unfallerkennung. Ein Verbesserter Gyrosensor und ein neuer Beschleunigungssensor erkennen Unfälle und so kann die Apple Watch im Fall eines Autounfalls automatisch Hilfe rufen.

Das waren auch schon die wirklichen Änderungen, was die Hardware angeht. Neue Software-Features gibt es natürlich auch, die teilweise auch auf ältere Modelle kommen, wie z.B. ein Batteriesparmodus oder internationales Roaming.

Wer das alles genau wissen will, kann es auf der Apple Website nachlesen.

Eher stiefmütterlich wurde noch eine neue Apple Watch SE vorgestellt, was aber ohne viele Details geschah und deren Vor- und Nachteile der Series 8 gegenüber unklar blieben. Auch wurde natürlich nicht erwähnt, auf welcher Apple Watch Series die neue SE basiert. Näheres hierzu ist ebenfalls auf Apples Website nachzulesen.

Man dachte schon, dass es das nun war, aber weit gefehlt, denn das Highlight sollte erst noch kommen. Mit einem monumentalen Trailer in cineastischem Stil wurde eine komplett neue Apple Watch vorgestellt, die auf den Namen „Apple Watch Ultra“ hört. Die Namensgebung hat Apple dieses mal leider ziemlich verhunzt, um das mal vorsichtig auszudrücken. Anstatt eine Version für professionelle Outdoor-Sportler einfach „Apple Watch Pro“ zu nennen und damit dem Beispiel aller anderen Produktlinien zu folgen, setzt Apple plötzlich auf „Ultra“, als handele es sich um einen „aufgemotzten“ Prozessor.

Nun ja, wie dem auch sei, hat die neue Apple Watch Ultra dann doch tatsächlich so einiges zu bieten, was dem geneigten Extremsportler und vermutlich auch und gerade dem, der für einen solchen gehalten werden will, durchaus im realen Nutzungs-Szenario viel bringen wird. Einzelheiten und technische Details spare ich mir an dieser Stelle, denn all dies lässt sich wieder wie gehabt auf der Apple Website nachlesen.

An dieser Stelle sei vielleicht erwähnt, dass es sich um einen riesigen „Klepper“ handelt (49mm), das Teil extrem robust gebaut ist (Titangehäuse und Saphirglas) und in drei Grundvarianten kommt, nämlich in der Alpinen Version für Bergsteiger und Extremwanderer, in der Trail Version für Läufer, Extremläufer und Extrem-Marathon-Sportler, und außerdem in der Ocean Variante für Taucher bzw. Gerätetaucher, für die es den Tauchcomputer ersetzen kann. Gerade in letzterer Variante macht die Apple Watch Ultra tatsächlich Sinn, denn alleine durch den Wegfall eines hochwertigen Tauchcomputers ist die Uhr schon so gut wie gegenfinanziert.

Preislich siedelt Apple die Apple Watch Ultra bei 799$ an, was hierzulande unverständlicherweise in einem Preis von 999€ gipfelt. Immerhin ist in diesem Preis die Cellular Version enthalten, denn die Apple Watch Ultra gibt es gar nicht ohne Mobilempfang. Dennoch eine Frechheit, hier einfach mal den Dollarkurs so weit zu erhöhen, dass sich ein privater Import aus den USA schon beinahe lohnen würde… Ein wirklich großartiges Produkt – zu einem leider auch sehr großen Preis!

AirPods

Dann waren die lange überfälligen AirPods Pro in der zweiten Generation an der Reihe. Natürlich stellte ein toller Trailer erstmal wieder die Verdienste der AirPods um den Apple Musik-Kosmos heraus, aber an diese Selbstbeweihräucherung ist man ja inzwischen schon gewöhnt. Ein neuer Chip, der H2 , befeuert die neuen Membranen und kümmert sich um den neuen Verstärker. Der Formfaktor jedoch bleibt fast völlig unverändert. Neben einem wohl verbesserten Noise Cancelling und einem adaptiven Tranparenzmodus gibt es wohl nun auch ein personalisiertes „Spatial Audio“, neue (kleinere) Eartips, Touch Control mit Swiping für die Lautstärke (!), eine signifikant verbesserte Batterielaufzeit und ein Case, das sich trocken lässt und sogar Töne von sich geben kann. Eine scheinbar gelungene Neuauflage eines sehr guten Klassikers und vermutlich das einzige Produkt der neu vorgestellten Geräte, das ich persönlich mir zulegen werde. Details und bunte Bildchen gibt’s natürlich wieder bei Apple anzusehen.

iPhone

Dann wurde es nochmal spannend, denn es war zwar im Vorfeld klar, dass es kein iPhone 14 Mini mehr geben würde und stattdessen ein großes iPhone 14 mit ins Lineup aufgenommen werden würde, jedoch war unklar, welchen Namen dieses tragen würde. Wieder trat Apple ganz gezielt ins nächste Namens-Fettnäpchen und es wurde kein iPhone 14 Max, wie eigentlich zu vermuten gewesen wäre, sondern ein iPhone 14 Plus, um verwirrenderweise wieder die Namensgebung der alten iPhone-Reihen aufzunehmen, wobei das große iPhone Pro weiterhin den Namen iPhone 14 Pro Max behält. Das soll mal ein Mensch verstehen…

Das iPhone 14 und das iPhone 14 Plus entsprechen im Großen und Ganzen den Vorgängermodellen. Das liegt unter anderem daran, dass hier kein neuer Prozessor zum Einsatz kommt, sondern der A15 Bionic Chip, der auch schon im iPhone 13 (Pro) zum Einsatz kam, hier die Rechenarbeit übernimmt. Natürlich wurden die Kameras verbessert und am Display geschraubt, wobei es nach wie vor wohl nur 60Hz Bildwiederholrate gibt, dafür aber jetzt eben auch eine 6,7″ große Version davon. Mag ja sein, dass das Display wieder mal noch heller und farbechter geworden ist und die Kameras bei wenig Licht noch mehr Daten an den Prozessor liefern, der dann noch bessere Bilder daraus errechnen kann. Wer allerdings auf echte Innovation bei der „normalen“ Modellen gehofft hat, der wurde zunächst einmal schwer enttäuscht. Dass es die Unfallerkennung der neuen Apple Watch nun auch im iPhone 14 gibt, ist zwar nett, aber eher eine Randerscheinung. Der Kinomodus wird immerhin erwachsen und funktioniert nun auch in 4k/24fps und ein neuer Action Modus verspricht eine sensationelle Stabilisierung, wie bisher nur mit Gimbal möglich. Wer spektakulär aufbereitete Infos braucht, um sich zum Kauf inspirieren zu lassen, findet diese natürlich wieder auf Apples Website. Immerhin wurde die kleinste Konfiguration der iPhone 14 Modelle nun auf 128GB Speicherplatz aufgewertet, womit die meisten Nutzer wohl auch tatsächlich auskommen dürften.

Das sensationelle neue Feature ist allerdings tief im Inneren des iPhone 14 verborgen und dazu komme ich gleich noch bei den Pro Modellen zu sprechen.

Das iPhone 14 Pro und das iPhone 14 Pro Max hingegen haben tatsächlich Neues zu bieten. Ja, auch hier sind die Displays besser geworden und nun nach Apples eigenen Aussagen die hellsten Displays auf dem gesamten Smartphone-Markt, aber das gehört zu den Dingen, die wohl niemanden tatsächlich vom Hocker reißen. Auch die Unfallerkennung und die sonstigen Software-Features treten in den Hintergrund, wenn es eine tatsächliche Hardware-Revolution auf dem Smartphone-Markt gibt. Damit meine ich nicht die neue 48MP Hauptkamera und die auch sonst verbesserten Kameras, sondern etwas wirklich Neues. Auch das neue Always-On-Display und die hübschen Widgets auf dem Sperrbildschirm sind hier nicht gemeint, ebensowenig wie das neue Nutzererlebnis durch „Dynamic Island“, was einfach nur eine nette Verbesserung und noch integrativere Version der Benutzeroberfläche von iOS 16 darstellt, ist hier nicht gemeint. Nicht einmal die neue Nicht-mehr-Notch, die uns nun in Form einer abgerundeten, langgezogenen Pille entgegenlächelt, konnte mich in irgendeiner Form begeistern.

Ich rede von echter Satelliten-Kommunikation! Diese findet sich in allen iPhone 14 Modellen und könnte tatsächlich eine Innovation sein, die mehr Leben rettet, als die neue Unfallerkennung. Kommunikation per Satellit, also ohne jegliches Funksignal auch in den entlegensten Winkeln dieser Erde, ist eine sehr komplexe und vor allem sehr teure Angelegenheit. Apple hat hierfür eine vermutlich sündhaft teure Infrastruktur geschaffen, sie sich hoffentlich auch noch weltweit verbreiten wird, denn auf der deutschen Website für die iPhone Modelle findet sich hierzu noch kein einziger Hinweis, was darauch schließen lässt, dass diese Funktionalität zunächst nur in den USA zur Verfügung stehen wird. Und auch hier handelt es sich „nur“ um ein Notfallprotokoll, mit dem Notrufe auch ohne jeden Funkempfang abgesetzt werden können. Doch auch dies ist schon eine technische und logistische Meisterleistung, die man gar nicht genug bestaunen kann. Hut ab, Apple, das ist echte Innovation, die lebensrettend sein wird!

Und leider war es das dann auch. Kein „one more thing“, keine komplett neue Gerätekategorie. Was die neuen iPads angeht, werden wir uns wohl bis Oktober gedulden müssen und dann werden wir auch sehen, ob noch ein Mac Pro erscheint oder das M2 Lineup weitere Pro- und/oder Ultra-Blüten treiben wird.

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